9. Tag: Die Stadt des Par­fums: Grasse

Nach eini­gen Tagen an den Gor­ges du Ver­don sind wir am Sonn­tag­abend in der Nähe der Par­fum­stadt Gras­se ange­kom­men. Die Fahrt durch die Pro­vence durch klei­ne Städt­chen wie Mont­mey­an, Saler­nes oder Dra­gu­ignan zeigt, dass vie­le von ihnen wah­re Schmuck­stück­chen sind. Man könn­te über­all anhal­ten und schlen­dern. Spä­tes­tens ab Fay­ence wird de Vege­ta­ti­on medi­ter­ra­ner: weni­ger Kie­fern, mehr Pini­en und Palmen.

Der Cam­ping­platz La Paou­te bei Gras­se ist schlecht aus­ge­schil­dert, so dass wir ihn ver­passt haben und bis halb nach Can­nes her­un­ter­ge­fah­ren sind. In Pego­mas sind wir fün­dig gewor­den und haben unser Zelt auf­ge­schla­gen. Gras­se selbst haben wir ges­tern besucht: Eine Stadt mit ganz eige­nem Charme: im Grun­de hübsch, sind aber in der Alt­stadt vie­le Häu­ser in für fran­zö­si­sche Ver­hält­nis­se recht schlech­tem äußer­li­chen Zustand, doch über­all sieht man klei­ne Schön­hei­ten. Irgend­wie eine Art Aschen­put­tel, das noch sei­nen Prinz sucht. Im Grun­de lebt die Stadt von ihrem alten Ruf. Bei deut­schen Tou­ris­ten, nicht zuletzt für mich, ist sie durch Patrick Süs­kinds Buch “Das Par­fum” wie­der inter­es­sant gewor­den. Es gibt zahl­rei­che klei­ne Par­fum­her­stel­ler vor Ort, die selbst aus Blü­ten und Kräu­tern aller Art Essen­zen her­stel­len und dar­aus Par­fums kre­ieren. Sicher natür­li­cher als die gro­ßen Par­fum­la­bels, die immer mehr syn­the­ti­sche Aro­ma­te nut­zen. In die­ser Stadt ist es also kein Wun­der, wenn einem alle Nase lang ein neu­er Duft ent­ge­gen­weht. Der ori­gi­nells­te war wohl der eines Scho­ko­la­den­par­fums – ein dezen­ter Hin­weis, dass nicht weni­ge der Her­stel­ler immer häu­fi­ger auch Auf­trag­ge­ber aus der Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie haben.